Klaus Sander hat 1996 den einzigartigen Hörverlag supposé gegründet (2019, 2020 und 2022 mit dem deutschen Verlagspreis, 2023 mit dem Ehrenpreis der Deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet), den er bis heute betreibt.
Für das Verlagsprogramm hat Klaus Sander eine eigene literarische und mediale Form entwickelt, die mit Hörbüchern im engeren Sinne nichts zu tun hat. Die bei supposé erscheinenden Werke sind dem frei gesprochenen Wort verpflichtet: Forscher, Künstler und Literaten erzählen von ihrer Arbeit und/oder ihrem Leben – ohne Textvorlage. Die dabei entstehenden Werke sind zugleich intensive Porträts und halbierte Dialoge, da Sander sich als Fragenden im Schnitt herausnimmt, eine lineare und dichte Erzählung herstellt – und die Stimme in Szene setzt, mit einer Vorliebe für ihre intimen und unvorhersehbaren Momente. So wird jede neue Produktion zu einer Feier des Erzählens und der Einzigartigkeit der Stimme.
Herta Müller hat ihm ihre Kindheit und Jugend im Banat erzählt, Willi Fährmann sein Duisburg, Thomas Hürlimann seine Schulzeit im Kloster Einsiedeln, Dieter Wellershoff sein Leben als Soldat und der geborene Erzähler Peter Kurzeck einen Sommer, der bleibt. Erzählte Wissenschaft wird lebendig, wenn Jürgen Tautz über den Superorganismus Honigbiene, Alois Haas über Mystik spricht, Karin Mölling über Das Leben der Viren. Doch auch der Langstreckenschwimmer André Wiersig hat Klaus Sander von den Oceans Seven, Käthe Sasso ihm von ihrer Jugend im Widerstand berichtet.
Sander unternimmt heute Abend eine kleine akustische Reise durch sein Verlagsprogramm, von den historischen Originaltonaufnahmen – Fichte, Heisenberg, Planck, Schrödinger –, mit denen der Verlag begann, bis zu den jüngsten Publikationen: Trotzdem Mutter. Drei Frauen erzählen. Nominiert für den Deutschen Hörbuchpreis 2023.
Die Literaturwissenschaftler Maren Jäger und Johannes Ullmaier befragen den Verleger über seine Mission, das Verlagsprogramm, die Vorbereitung und Entstehung der Aufzeichnungen, über das Gespräch als Motor und Mechanik der Hörwerke – und über all das, was nach dem Schnitt auf den CDs nicht hörbar ist.
Klaus Sander, geboren 1968 in Rheine, aufgewachsen in Soest, ist Regisseur, Produzent, Autor, Herausgeber und Verleger. Er ist der Gründer und Betreiber der Edition supposé. Klaus Sander lebt heute mit seiner Familie in Wyk auf Föhr.
Maren Jäger lebt und arbeitet in Berlin und Mainz. Sie ist Gastprofessorin an der HU Berlin, Mitglied in Literaturpreisjurys und Moderatorin in Literatur-, insbesondere Lyrikveranstaltungen.
Johannes Ullmaier, geboren 1968 in Winterthur / Schweiz, ist Mitherausgeber der im Ventil Verlag erscheinenden Buchreihe „testcard – Beiträge zur Popgeschichte“ und Akademischer Direktor am Deutschen Institut der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.
Die Veranstaltung findet statt im Rahmen des Workshops Sprechwerkzeuge. Stimmen zwischen Aura und Medialität am Kulturwissenschaftlichen Institut Essen – ist aber natürlich für alle offen.
Eintritt: € 12,- / erm. 8,-
Karten: Karten sind in der Buchhandlung Proust erhältlich.
Vorbestellte und reservierte Karten müssen spätestens 2 Tage vor der Veranstaltung bei Proust abgeholt werden, danach gehen die Karten wieder in den Verkauf.
Eine gemeinsame Veranstaltung der Literarischen Gesellschaft Ruhr e.V., des Schreibheft, Zeitschrift für Literatur, der Buchhandlung Proust, des supposé-Verlags und des Kulturwissenschaftlichen Instituts (KWI)
Gefördert von der Alfred und Claire Pott-Stiftung